Heimat & Kultur
Traditionen neu entdeckt: Wie junge Schweizer Brauchtum leben
In vielen Regionen der Schweiz erleben alte Traditionen ein überraschendes Comeback – getragen von einer jungen Generation mit Sinn für Heimat und Identität.
Veröffentlicht am 2025-07-21 09:27 | Geschrieben von Dr. Marianne Forster

In den Alpenregionen der Schweiz entstehen derzeit architektonische Konzepte, die traditionelle Materialien mit modernen Formen und nachhaltiger Technik verbinden. Besonders das Bauen mit Holz erlebt eine neue Hochkonjunktur – nicht als nostalgischer Rückgriff, sondern als zukunftsweisende Bauweise mit regionaler Verwurzelung.
In Graubünden etwa entstehen Wohnhäuser, die sich harmonisch in die Berglandschaft einfügen, ohne dabei auf zeitgenössisches Design zu verzichten. Große Glasfronten, reduzierte Formen und intelligente Raumaufteilungen stehen im Kontrast zu rustikalen Holzfassaden und traditionellen Schindeldächern.
Architekturbüros wie Gion A. Caminada oder Bearth & Deplazes setzen gezielt auf lokale Ressourcen. Sie kombinieren die Handwerkskunst der Region mit moderner Technik – etwa durch den Einsatz von Holzständerbauweise, Passivhausstandards oder Photovoltaikmodulen auf Berghütten.
Die Bevölkerung begegnet diesen Entwicklungen mit zunehmendem Interesse. Während früher oft die Sorge bestand, moderne Bauten könnten das Dorfbild stören, erkennen viele heute die ästhetische Qualität und ökologische Vernunft der neuen Architektur. In manchen Gemeinden entstanden daraus sogar Neubaugebiete mit einheitlichem, nachhaltigem Konzept.
Ein weiteres Beispiel ist der Umbau alter Scheunen zu Wohnhäusern oder Ateliers. Statt Abriss und Neubau setzen Architekten auf die Umnutzung bestehender Strukturen. Die dadurch bewahrte Geschichte des Gebäudes verleiht dem neuen Zuhause einen besonderen Charakter.
Holz als Baustoff bietet zahlreiche Vorteile: Es wächst nach, bindet CO₂, wirkt regulierend auf das Raumklima und strahlt natürliche Wärme aus. Gleichzeitig ist es technisch vielseitig einsetzbar – von tragenden Konstruktionen bis hin zu akustischen Decken- und Wandverkleidungen.
Auch im städtischen Raum finden diese Konzepte Anklang. In Zürich und Luzern entstehen mehrgeschossige Holzbauten, die zeigen, dass nachhaltige Architektur kein Nischenprojekt mehr ist. Sie erfüllen moderne Brandschutz- und Energienormen und setzen neue Maßstäbe im Wohnbau.
Die Nachfrage nach solchen Projekten wächst. Bauherren schätzen die Verbindung aus Ästhetik, Funktionalität und Umweltbewusstsein. Nicht selten entsteht dadurch ein enger Austausch zwischen Architekt, Handwerker und Bewohner – ein kollaborativer Prozess, der weit über das bloße Bauen hinausgeht.
Die Schweizer Baukultur befindet sich im Wandel – geprägt von Respekt vor der Tradition und dem Mut zur Innovation. Holz spielt dabei eine zentrale Rolle als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wer heute durch die Alpen wandert, begegnet nicht nur eindrucksvollen Landschaften, sondern auch einem neuen Verständnis von Heimat im architektonischen Sinne.